Die exekutiven Funktionen sind wie das „Cockpit“ im Gehirn – sie steuern unser Denken, Fühlen und Handeln. Sie helfen Kindern (und auch Erwachsenen), sich selbst zu organisieren, Impulse zu kontrollieren und flexibel zu denken. Diese Fähigkeiten entwickeln sich in der Kindheit und sind entscheidend für schulischen und sozialen Erfolg. Kinder mit gut entwickelten exekutiven Funktionen können besser lernen, besser mit Frust umgehen und ihre Aufmerksamkeit gezielter steuern. Ohne exekutive Funktionen können wir unser Verhalten kaum an neue Situationen anpassen.
Gemäss neusten Studien weiss man heute, dass gut ausgebildete exekutive Funktionen ein grösserer Faktor für schulische Erfolge darstellen, als ein gute IQ. Das gute dabei ist, dass die exekutiven Funktionen trainiert werden können.
Laut dem FEX-Ansatz (vergl. Buchtipp der Folge) unterscheiden wir drei zentrale Bereiche der exekutiven Funktionen:
1. Arbeitsgedächtnis: Informationen im Kopf behalten und damit „arbeiten“.
Beispiel: Ein Kind hört eine Aufgabe mit mehr als einem Teilschritt und weiss auch nach dem ersten Schritt noch, was es tun soll.
2. Inhibition (Impulskontrolle): Unüberlegte Handlungen unterdrücken und überlegter reagieren.
Beispiel: Nicht gleich dazwischenrufen, wenn man etwas sagen möchte, sondern aufstrecken.
3. Kognitive Flexibilität: Umdenken können, wenn etwas nicht wie geplant funktioniert.
Beispiel: Eine neue Strategie ausprobieren, wenn der erste Versuch gescheitert ist.
Kinder kommen nicht mit vollständig entwickelten exekutiven Funktionen zur Welt – sie wachsen mit der Zeit, brauchen aber gezielte Unterstützung. Diese Entwicklung kann bis über die Pubertät dauern. Diese Fähigkeiten sind wichtige Grundlagen für selbstständiges Lernen, gute Beziehungen und auch seelisches Wohlbefinden.
Kinder mit starken exekutiven Funktionen …
– bleiben bei Aufgaben.
– können sich konzentrieren.
– handeln überlegt statt impulsiv.
– lernen aus Fehlern.
Kinder mit schwächer entwickelten exekutiven Funktionen …
– sind schnell abgelenkt.
– handeln oft unüberlegt.
– haben Mühe, Anweisungen zu behalten.
– können sich schwer auf Neues einstellen.
Wie können die exekutiven Funktionen gestärkt werden?
In der Schule:
Routinen und Struktur geben Sicherheit: Klare Tagesabläufe helfen beim Planen und Erinnern.
Bewegungsspiele wie „Stopp-Tanz“ oder „Simon sagt“: Fördern Impulskontrolle und Aufmerksamkeit.
Aufgaben in kleine Schritte unterteilen: Unterstützt das Arbeitsgedächtnis.
Fehlerfreundliches Klima schaffen: Ermutigt zum flexiblen Denken und Ausprobieren.
Kinder zum Reflektieren anregen: Was hat gut geklappt? Was mache ich beim nächsten Mal anders?
Zu Hause:
Gemeinsam planen (z. B. Wochenplan oder To-Do-Liste): Fördert Organisation und Verantwortungsgefühl.
Spiele wie Memory oder Uno: Trainieren Gedächtnis, Impulskontrolle und Perspektivwechsel.
Gefühlsampel oder „Stop-Denk-Mach“-Karten: Helfen beim Innehalten und Überlegen.
Lob für überlegtes Verhalten statt nur für Ergebnisse: Stärkt die Selbststeuerung nachhaltig.