Folge 19 / 20: Ernährung
Brain Food
Unser Gehirn ist ein echtes Hochleistungsorgan – und wie jedes komplexe System braucht es die richtige «Treibstoffmischung», um optimal zu funktionieren. Die Ernährung beeinflusst Konzentration, Gedächtnis und Stimmung stärker, als viele denken. Wer sein Gehirn richtig versorgt, legt den Grundstein für geistige Fitness und langfristige mentale Gesundheit.
In der Kinesiologie unterscheiden wir zwischen Lebensmitteln und Nahrungsmitteln. Zu den Lebensmitteln zählen naturbelassene, unbehandelte, qualitativ hochwertige Produkte, die dem Körper die notwendigen Stoffe liefern, die er braucht, um gesund und vital zu bleiben. Es handelt sich also um Produkte, die dem Körper Energie zuführen. Nahrungsmittel dagegen ernähren den Körper lediglich. Das Hungergefühl wird gestillt, der Körper erhält aber keine aufbauende Energie. Völlegefühl nach einer Mahlzeit oder das Bedürfnis, sich hinzulegen, deuten darauf hin, dass der Körper zu viel Energie benötigt, um die aufgenommene Nahrung zu verarbeiten. Zu Nahrungsmitteln zählen alle industriell gefertigten Produkte ebenso wie Weissmehl und Zucker.
Doch nicht jeder Mensch reagiert gleich! Was dem einen bekommt, kann für den anderen ganz und gar unverträglich sein. Auch wertvolle Lebensmittel können durch Unverträglichkeit einen Gedankenstau oder eine mentale Bremse hervorrufen.
Das weisse Gift Zucker:
Raffiniertes Zucker (weisser Zucker, Haushaltszucker, Saccharose, Dextrose, Maltose, Fructose, etc.) ist ein reines Kohlenhydrat, dem aber sämtliche Vitalstoffe entzogen wurden. Die Verbrennung im Körper erfolgt sehr schnell und regt die Insulinproduktion an. Zunächst gibt es einen Energieschub, ein kurzes «Hoch», aber genauso schnell ist die Energie wieder verpufft und es entsteht ein erneuter Einbruch der Leistungsfähigkeit. Die Meldung ans Gehirn heisst dann: «Noch mehr Zucker bitte!» Ein zu hoher Blutzuckerspiegel schädigt die Hirngefäße und führt zu Ablagerungen an den Gefäßwänden. Das verengt die Gefäße und drosselt die Blutzufuhr und damit die Versorgung der Gehirnzellen mit Nährstoffen. Nicht nur im Gehirn sondern auch in den peripheren Venen und Arterien.
Zusätzlich verbraucht die Verbrennung von Zucker sehr viele B-Vitamine, die wiederum für eine optimale Gehirnleistung notwendig sind.
Der Konsum von Zucker führt zur Freisetzung von Dopamin im Gehirn, was ein angenehmes Gefühl erzeugt und das Verlangen verstärkt. Da wir eine angeborene Vorliebe für den süssen Geschmack haben (Muttermilch ist süss), kann Zucker süchtig machen.
Kohlenhydrate:
Kohlenhydrate sind ideale Energielieferanten. Sie bestehen aus einer langen Reihe von Zuckermolekülen, die in Glukose umgewandelt werden. Vollkornprodukte sind folglich Polysaccharide und Weissmehlprodukte und Haushaltszucker sind Monosaccharide.
Brot und Teigwaren (Vollkorn!), Kartoffeln, ungeschälter Reis, Hirse und Grünkern: all das sind Lebensmittel, die den Körper ausreichend mit Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen versorgen. Vor allem Vitamine aus der B-Gruppe bieten sehr wichtige Aufbaustoffe für das Gehirn und das zentrale Nervensystem. Sie sind in den Schalen der verschiedene Getreidearten zu finden. Geschältes Getreide, also Weissmehl, helles Roggenmehl oder polierter Reis, enthalten kaum Vitamine und Mineralstoffe.
Weitere wichtige Lieferanten von Kohlenhydraten sind Früchte und Gemüse.
Proteine:
Einen weiteren wichtigen Bestandteil unserer Ernährung bilden Proteine, also eiweisshaltige Lebensmittel. Eiweiss ist aus 20 Bausteinen, den Aminosäuren zusammengesetzt, die der Körper zum Aufbau der Muskulatur, aller Arten von Körperzellen sowie der Hormone und Enzyme benötigt. Diese Aminosäuren kann der Körper nur zum Teil selber herstellen. Einige davon müssen ihm durch die Lebensmittel zugefügt werden. Das sind v.a. tierische Produkte wie Fleisch, Milchprodukte, Eier und Fisch, sowie auch Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide als pflanzliche Variante.
Fette:
Mit Fetten baut der Körper seine Energiereserven auf, fördert den Stoffwechsel, «pusht» das Gehirn und sorgt für freie Arterien. Fette sind nötig, um die Vitamine A, D, E und K aufzunehmen und in den Fettzellen zu speichern.
In der Ernährung kommen Fette in fester Form z.B. als Butter, Kokosfett und Speck (=gesättigte Fettsäuren) und in flüssiger Form als Pflanzenöle (einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren) vor.
Vorteile ungesättigter Fettsäuren:
- Leichter verdaulich
- Organismus benötigt diese Fettsäuren für den Stoffwechsel und die Elastizität der Zellmembranen
- Verbesserte Fliesseigenschaften des Blutes
- Bedeutsam für Wachstum und Regeneration der Zellen.
Folgende Hinweise sollten für eine fettbewusste Ernährung berücksichtigt werden:
- Versteckte Fette reduzieren: Wurst, Chips, Mayonnaise, Gebäcke
- Pflanzliche Fette bevorzugen: Olivenöl, Leinöl, Baumnussöl
1-2x pro Woche Fisch: Lachs, Makrele, Kabeljau
Zudem wird zwischen kurz-, mittel- und langkettigen Fettsäuren unterschieden. Wobei die mittel- und langkettigen Fettsäuren bevorzugt werden sollten. Die guten Öle sind vor allem in Pflanzenölen, wenn sie kalt gepresst wurden. Also Olivenöl, Traubenkernöl und so weiter. Die kurzen und damit gesättigten Fette sind meist in Wurstwaren und anderen tierischen Produkten enthalten.
Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente:
Die tägliche Zufuhr dieser Stoffe ist unverzichtbar, wenn Körper und Gehirn gesund bleiben und bestmöglich funktionieren sollen. Die Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, die wir durch frisch zubereitete Nahrung aufnehmen, kann der Körper am besten verwerten. Die nachfolgenden Stoffe sind für eine gute Gehirnleistung besonders wichtig:
Vitamin-B-Komplex
Dieser Komplex enthält gleich eine ganze Gruppe von Vitaminen. Sie sind verantwortlich für gute Nerven und gute Laune, bessere Gedächtnisleistung und langfristige Konzentration, Entspannung, Sehkraft, mehr Energie und Durchsetzungskraft, leichtere Stressbewältigung und mehr Lebensfreude.
Enthalten in:
- Algen
- Vollkornprodukte (Reis und Getreide)
- Milchprodukte
- Fleisch
- Leber
- Fisch
- Sonnenblumenkernen
- Nüssen und Mandeln
- Fermentierte Lebensmittel
- Hülsenfrüchte
Ein Mangel kann zu Konzentrationsproblemen, Aggressivität, depressiver Verstimmung, Müdigkeit, Schlafstörungen, Lernschwäche, Reizbarkeit, Sehproblemen, Nervosität, Gereiztheit, Vergesslichkeit, Angstzustände oder Stottern führen.
Vitamin C
Dies ist der Stoff, der uns vor Erkältungen schützt und unsere Psyche gesund erhält. Es stärkt die Konzentration, sorgt für gute Laune und Optimismus und lässt uns Stress besser verkraften.
Enthalten in:
- Holunderbeeren
- Kiwi
- Südfrüchte
- Himbeeren
- Brombeeren
- Äpfel
- Gemüse
- Tofu
- Kartoffeln
Ein Mangel kann sich in Konzentrationsschwierigkeiten, häufigen Infektionen, Müdigkeit, Nervenschwäche, depressive Verstimmungen oder Schlafproblemen zeigen.
Vitamin D
Dieses Vitamin produziert der Körper selbst, sobald wir uns – vor allem bei Sonnenschein – im Freien aufhalten. Es beruhigt die Nerven und sorgt für gute Stimmung und Entspannung.
Enthalten in:
- Fisch
- Vollkornprodukten
- Eier
Ein Mangel kann zu Konzentrationsproblemen, Müdigkeit, Antriebsarmut, depressiver Verstimmung oder Nervosität und Gereiztheit führen.
Kalium
Dieser Stoff könnte bei Müdigkeit und Erschöpfung fehlen.
Enthalten in:
- Gemüse
- Kartoffeln
- Vollkorngetreide
- Hülsenfrüchten
- Nüssen
- Sonnenblumenkernen
- Sesam
- Früchte
Kalzium
Der Mineralstoff Kalzium könnte verantwortlich für Müdigkeit, Nervosität, schlechte Stimmung oder Reizbarkeit sein.
Enthalten in:
- Milchprodukten
- Hülsenfrüchten
- Nüssen
- Sesam
- Sonnenblumenkernen
- Grünem Blattgemüse
- Kohlrabi
- Melasse
Magnesium
Bei plötzlicher Ermüdung, Reizbarkeit, Furchtsamkeit, Überempfindlichkeit gegenüber Lärm, Streitlust, Depressionen, Konzentrationsschwäche oder Kopfschmerzen hilft Magnesium.
Enthalten in:
- Vollkorngetreide und -Reis
- Hülsenfrüchten
- Kartoffeln
- Gemüse
- Nüssen
- Sonnenblumenkernen
- Sesam
- Melasse
Jod
Jod könnte wichtig sein bei Müdigkeit und Lustlosigkeit.
Enthalten in:
- Fisch
- Algen (-tabletten)
- Wasser
- Meersalz
- Jodiertes Speisesalz
Zink
Bei mangelnder Konzentration, schlechtem Wachstum oder Depression könnte ein Zinkmangel vorliegen.
Enthalten in:
- Fleisch
- Fisch
- Milchprodukten
- Eigelb
- Vollkorngetreide
- Nüssen
- Sonnenblumenkernen
- Sesam
- Kakao
Wasser:
Am besten und schnellsten kann unser Körper pures Wasser aufnehmen, also ohne Kohlensäure oder irgendwelche Zusätze wie Kräuter, wenn wir Tee kochen. Alles, was nicht pures Wasser ist, wird vom Körper wie ein Nahrungsmittel verwertet. Es nützt ihm nichts, wenn wir literweise Cola, Limonade, Kaffee oder schwarzen Tee trinken. Unser Durstgefühl ist dadurch zwar verschwunden, dennoch hat der Körper nicht bekommen, was er zum optimalen Funktionieren braucht. Ausserdem muss er Zeit und Energie aufwenden, um die Farb- und Konservierungsstoffe, Koffein und Zucker auszufiltern. Ein Wassermangel führt durch verminderte Weiterleitung der Nervenimpulse innerhalb des Gehirns zu Konzentrationsschwierigkeiten und zur Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses. Unter Stress benötigt der Körper vermehrt Wasser. Bei Nervosität oder Unruhekann Wasser eine einfache Lösung sein. Der Körper besteht zu mehr als 70% aus Wasser. Er benötigt täglich ca. 0.02 Liter pro Kilogramm Körpergewicht, das bedeutet z.B. bei 70 kg Körpergewicht 1.4 Liter. Stress kann den Bedarf bis auf die dreifache Menge erhöhen.
Folge 17: Beziehung
Beziehung ist kein „Nice-to-have“
Wenn ich an meine eigene Schulzeit zurückdenke, kommen mir vor allem meine Lehrpersonen in den Sinn, selten ein Lerninhalt. Insbesondere meine Lehrerin der 3. / 4. Klasse erscheint dann in meinen Erinnerungen. Ich erinnere mich dann an ihren Töff, an ihre Tattoos und vorallem, an die vielen Spiele im Unterricht. An fachliche Inhalte kann ich mich kaum erinnern. Erklären lasst sich das dadurch, dass sie mit uns SchülerInnen eine Beziehung aufbauen konnte.
Auch als Lehrerin und Heilpädagogin ist es auch mir ein grosses Anliegen mit den Kindern in eine Beziehung zu treten. In meinem Studium habe ich gelernt, dass positive Beziehungen keine nette Ergänzung zum Unterricht sind – sie sind eine zentrale Voraussetzung dafür, dass Lernen überhaupt gelingen kann. Im Schulalltag konnte ich erleben, dass Kinder, die sich gesehen und ernstgenommen fühlen, besser lernen. Ausserdem verzeihen sie so auch den Lehrpersonen den eine oder anderen Fauxpas, was manchmal durchaus hilfreich sein kann .
Lernen ist mehr als Wissensvermittlung
Die Forschung zeigt seit Jahrzehnten, dass Lernen nicht nur ein kognitiver, sondern auch ein emotionaler und insbesondere auch ein sozialer Prozess ist. Robert Pianta, ein Bildungsforscher, stellte schon Ende der 1990er fest, dass die Qualität der Lehrer-Schüler-Beziehung entscheidend dafür ist, ob und wie Kinder ihr Potenzial ausschöpfen können. Kinder, die sich unterstützt und respektiert fühlen, zeigen nicht nur bessere schulische Leistungen, sondern entwickeln auch mehr Motivation und Ausdauer.
Nun stellt sich die Frage, was denn eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung ausmacht. Dazu mehr später in diesem Text.
Was die Wissenschaft dazu sagt:
Bindung und Sicherheit als Basis
John Bowlby und Mary Ainsworth (BildungstheoretikerIn) beschreiben, dass Kinder besser lernen, wenn sie sich sicher fühlen. Dies bezieht sich nicht nur auf die Schule, sondern auf das ganze lernen allgemein. Neben den Erziehungsberechtigten können Lehrpersonen zu wichtigen Bindungspersonen werden. Wer sich in der Schule aufgehoben fühlt, ist eher bereit, Risiken einzugehen, Fragen zu stellen und Neues auszuprobieren. In der Schule müssen sich Kinder immer wieder exponieren, insbesondere dann, wenn etwas Neues gelernt wird. Ich denke nun also, dass es Aufgabe der Lehrpersonal ist, diese Atmosphäre im Schulalltag herzustellen.
Das Gehirn lernt in Beziehung
Auch die Neurowissenschaft forscht in diese Richtung und so hat man herausgefunden, dass emotionale Sicherheit das Gehirn buchstäblich „öffnet“. So arbeitet der präfrontale Cortex, zuständig für Planung und Problemlösung, besser, wenn man sich wohlfühlt. So funktioniert es natürlich auch umgekehrt, Stress oder Angst können das Lernen blockieren. Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel (wird durch Stress vermehrt ausgeschüttet —> Folge 16) kann das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit hemmen. Oder einfacher gesagt: Wer Angst hat, denkt schlechter. Nun kann man sich vorstellen, wie wichtig dieses Wissen für das Lernen im Schulzimmer ist. Stress kann auch ausgeschüttet werden, wenn man sich nicht wohl, verstanden oder ernst genommen fühlt. Diese oder ähnliche Erfahrungen machen viele Kinder.
Wie Beziehung das Lernen konkret fördert
Bei positiven Beziehungen zeigen Kinder mehr Engagement, haben weniger Verhaltensprobleme und bleiben ausserdem, länger motiviert.
- Motivation und Engagement
John Hattie, der sehr viele Studien zu Lernerfolg ausgewertet hat, beschreibt Lehrer-Schüler-Beziehungen als einen der stärksten Einflussfaktoren überhaupt. Kinder lernen lieber und intensiver, wenn sie spüren: „Diese Person glaubt an mich.“
2. Emotionale Sicherheit und Risikobereitschaft
Fehler sind wichtig fürs Lernen – aber nur, wenn man sich traut, sie zu machen. Eine gute Beziehung schafft einen Raum, in dem Kinder experimentieren können, ohne Angst vor Bloßstellung.
3. Selbstwirksamkeit
Wenn Lehrpersonen Interesse zeigen und echte Rückmeldungen geben, wächst das Vertrauen der Kinder in die eigenen Fähigkeiten. Sie erleben: „Ich kann etwas bewirken.“
4. Resilienz
Eine stabile Bezugsperson in der Schule kann für Kinder, die zu Hause Belastungen erleben, ein entscheidender Schutzfaktor sein. Die bekannte Langzeitstudie von Werner & Smith (2001) zeigt: Resiliente Kinder hatten fast immer mindestens einen Erwachsenen, der an sie geglaubt hat. Diese Funktion kann auch eine Lehrperson übernehmen.
Was bedeutet das nun für Lehrpersonen und / oder Eltern
Für Lehrpersonen
- Verlässlichkeit schaffen: Klare Strukturen und nachvollziehbare Regeln geben Sicherheit.
- Echtes Interesse zeigen: Ein kurzes Gespräch über das Lieblingshobby kann mehr bewirken als eine perfekt gestaltete Unterrichtseinheit.
- Fehlerkultur pflegen: Fehler nicht nur erlauben, sondern als Lernchance sichtbar machen.
Für Eltern
- Interesse an Beziehungen zeigen: Nicht nur fragen „Was hast du gelernt / gemacht?“, sondern auch „Mit wem hast du heute gerne gearbeitet?“, oder „Was ist dir heute besonders gut gelungen?“.
- Zusammenarbeit zur Lehrperson suchen: Ein offenes Gespräch mit Lehrpersonen fördert Vertrauen – und damit auch die Lernbereitschaft der Kinder. Kinder merken sehr gut, welches Verhältnis die Eltern zu den Lehrpersonen haben und kopieren dies.
- Beziehung vor Leistung setzen: Kinder spüren, wenn Zuneigung nicht an Noten gekoppelt ist.
Wie kann man in der Schule eine gute Beziehung aufbauen?
Aufgrund meiner persönlicher Erfahrung kann ich folgende Punkte empfehlen. Mit haben sie geholfen, mit den Kindern in Beziehung zu treten.
- Echtes Interesse zeigen: Mit den Kindern kurze Gespräche über Hobbies, Ereignisse usw. führen. Dabei kann man auch den Kinder etwas persönliches über eigene Erfahrungen oder Erlebnisse erzählen. Ausserdem sollten die Kinder ernst genommen werden.
- Humor: Gemeinsam über Witze oder lustige Situationen lachen verbindet. Das kann auch mal etwas sein, das der Lehrperson schief gelaufen ist.
- Verlässlich sein: Abmachungen und Regeln einhalten und klar kommunizieren. Dazu gehört faires Handeln. Kann man als Lehrperson eine Regel oder eine Abmachung nicht einhalten, kann man dies klar kommunizieren.
- Gemeinsame Erfolge feiern: So müssen auch alle Erfolge machen können. Diese Erfolge / Fortschritte sollen sichtbar sein.
- Kooperatives Handeln: Kinder in Entscheidungen einbeziehen, so fühlen sie sich selbstbestimmt. Es fördert Respekt und Eigenverantwortung.
Es gibt noch viele weitere Punkte, aber das sind meiner Meinung nach die Wichtigsten.
Folge 14: Einsamkeit
Kooperatives Lernen
Kooperatives Lernen beschreibt strukturierte Lernformen, bei denen SchülerInnen gemeinsam und zielgerichtet arbeiten. Klare Rollen, Regeln und Zielsetzungen sind dabei relevant. Es ist demnach mehr als das blosse Gruppenlernen, da es systematisch soziale und kognitive Lernprozesse fördert. Kooperatives Lernen bedeutet also, dass SchülerInnen gemeinsam an Aufgaben arbeiten. Das voneinander und miteinander Lernen ist dabei zentral. So ist jedes Kind aktiv beteiligt. Es geht nicht nur ums „Zusammenarbeiten“, sondern darum, dass alle ihren Beitrag leisten und alle voneinander profitieren. Im Zentrum steht dabei die gegenseitige Unterstützung, die Verantwortung für sich und die Gruppe zu übernehmen und dass soziale und fachliche Entwicklung gleichzeitig funktionieren kann.
Studien zeigen, dass kooperatives Lernen deutlich bessere Lernergebnisse erzielt als Frontalunterricht oder individuelles Lernen. Das kooperative Lernen ist leistungsfördernd, besonders bei Schülerinnen und Schülern mit Lernschwierigkeiten. Kooperativ lernende Gruppen erreichen bessere Problemlösungsfähigkeiten und tiefere inhaltliche Verarbeitung. SchülerInnen empfinden durch kooperative Lernformen mehr Freude am Lernen und sie engagieren sich stärker (nach Johnson & Johnson und Hattie). Kooperatives Lernen basiert auf der Idee, dass Lernen in sozialen Prozessen geschieht, nicht nur im Kopf des Einzelnen. Ganz nach der Idee alle für eine/n, eine/r für alle.
Beim kooperativen Lernen können verschiedene Bereiche des sozialen Lernens eingeübt werden. Dazu gehören folgend Punkte:
- Kinder lernen, auf andere einzugehen.
- Sie entwickeln / verbessern ihre sozialen Kompetenzen (z. zuhören, Kompromisse finden)
- Alle werden aktiviert – auch ruhigere Kinder
- Das Klassenklima verbessert sich
- Wissen wird tiefer verstanden, wenn man es anderen erklärt
Folgende Punkte sind dabei wichtig.
- Positive Abhängigkeit – Alle brauchen einander, um die Aufgabe zu lösen
- Individuelle Verantwortung – Jede/r bringt etwas ein
- Förderliche Interaktion – Miteinander sprechen, erklären, helfen
- Soziale Fähigkeiten – z. Diskussionen führen, Konflikte lösen
- Reflexion – Was lief gut? Was können wir verbessern?
Nachfolgend werden einige Einsatzmöglichkeiten beschrieben. Bevor mit den Kindern in den kooperativen Situationen geübt wird, lohnt es sich die Methoden gut einzuführen. Es lohnt sich ebenfalls, soziale Regeln gemeinsam mit den SchülerInnen zu erarbeiten:
– Wie hören wir einander zu?
– Wie geben wir Feedback?
– Was tun wir, wenn jemand nicht mitmacht?
So lernen Kinder nicht nur mit, sondern auch füreinander – das ist das Herzstück kooperativen Lernens.
Think – Pair – Share (Nachdenken – Austauschen – Teilen)
- Think: Die SchülerInnen denken einzeln über eine Frage oder Aufgabe nach (ca. 1–2 Minuten, evtl. schriftlich).
- Pair: Austausch zu zweit über eigene Gedanken zur Frage / Aufgabe (2–4 Minuten).
- Share: Einzelne stellen ihre Ergebnisse im Plenum vor.
Einsatzmöglichkeiten:
– Einstieg in ein Thema
– Meinungsbildung
– Vorwissen aktivieren
– Fragen nach einem Text, Bild oder Film beantworten
Vorteil:
Alle SchülerInnen sind aktiv, niemand kann sich „verstecken“. Auch schüchterne Kinder kommen zu Wort. Bevor etwas im Plenum erklärt wird, kann man seine Ideen mit jemandem austauschen. Für mich ist dies das Herzstück des kooperativen Lernens.
Placemat-Methode
- Ein DIN-A3-Blatt wird in vier Felder (je ein Feld pro SchülerIn) und ein gemeinsames Mittelfeld unterteilt.
- Jede/r bearbeitet die Fragestellung individuell und schreibt die eigenen Gedanken in das persönliche Feld.
- Danach diskutiert die Gruppe und formuliert eine gemeinsame Antwort oder Lösung im Mittelfeld.
Einsatzmöglichkeiten:
– Meinungsfragen („Was bedeutet für mich Gerechtigkeit?“)
– Kreatives Schreiben („Wie könnte die Geschichte weitergehen?“)
– Mathe: verschiedene Rechenwege vergleichen
– Natur-Mensch-Gesellschaft: Pro- und Kontra-Diskussionen
Vorteil:
Jede Meinung zählt, keine Idee geht verloren – und es entsteht ein Gruppenergebnis.
Folge 12: Glaubenssätze: Sing nicht so laut!
Impulse von Silvia zu Vergebung, Verzeihung, Entschuldigung
In der dieser Podcast Folge fällt auch das Wort «sich selber um Verzeihung bitten, sich bei sich selber Entschuldigen». Was heisst denn Verzeihung, Entschuldigung oder sogar Vergebung? Da es im Podcast nur am Rande erwähnt wurde, hier ein paar Impulse dazu:
- Vergebung: Vergebung bedeutet, die negativen Gefühle und Einstellungen gegenüber jemandem, der einen verletzt hat, beiseite zu legen und den Groll zu überwinden. Es geht darum, die Person von der Schuld freizusprechen und die Verletzung zu akzeptieren.
- Verzeihung: Jemanden von etwas freisprechen; Jemandem von einer Handlung oder Unterlassung entschuldigen. Zum Verzeihen gehört die bewusste Überwindung des eigenen Grolls und Schmerzes, was in Folge die bisherigen negativen Gedanken, schlechte Gefühle und auch die damit oft einhergehenden psychosomatischen Reaktionen auslöschen kann.
- Vergeben vs. Verzeihen:Verzeihen ist oft ein erster Schritt zur Vergebung, bei dem man das Verhalten des anderen annimmt, aber noch keine tiefe Vergebung vollzogen ist. Vergeben hingegen ist ein tieferer Prozess, bei dem man die Person von der Schuld freispricht und den Groll überwindet.
- Entschuldigen: Eine Entschuldigung ist im Wortsinne eine Schuldbefreiung, die zu den Umgangsformengehört. Im korrekten Sinn ist die Bitte um Entschuldigung jedoch nur eine Höflichkeitsfloskel, die Mitgefühl für Geschehnisse ausdrückt, die zwar in Zusammenhang mit der bittenden Person stehen, für die sie jedoch keine Verantwortung hat (etwa für ein Malheur). Eine anerkannte Schuld für eine fehlerhafte Handlung, Duldung oder Unterlassung wird nur durch eine Bitte um Verzeihung ausgedrückt. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Entschuldigung und Verzeihung jedoch meist synonym gebraucht. Der Geschädigte kann die Entschuldigung annehmen oder ablehnen.
- Entschuldigen vs. Vergeben: Vergebung beginnt mit der Anerkennung und Selbsterkenntnis des Schadens, den Sie angerichtet haben, und dem Ausdruck dessen. Eine Entschuldigung könnte oberflächlich sein, ohne das Ausmaß des Schadens zu erkennen, den Sie verursacht haben.
- Selbstvergebung: Selbstvergebung bedeutet, sich selbst für vergangene Fehler, Entscheidungen oder Handlungen zu verzeihen und die damit verbundenen negativen Gefühle wie Schuld, Scham oder Enttäuschung zu verarbeiten. Es geht darum, die eigene Vergangenheit anzunehmen, loszulassen und einen Weg zur Heilung und zum persönlichen Wachstum zu finden.
Verstehen und Vergeben
Vergebung ist ein Aspekt der Liebe. Negative Gedanken und Einstellungen dagegen halten die Liebe auf Distanz. Es ist unmöglich, herablassend über jemand anderen zu denken und zu sprechen und zugleich in innerem Frieden mit sich selbst zu leben.
Vergebung ist deshalb der Schlüssel zu eigenem innerem Frieden, indem unsere ängstlichen und zornigen Gedanken in Liebe verwandelt werden.
Der Satz: «You have to feel it, to heal it.» bringt die Ausgangslage gut auf den Punkt.
Wir haben oft Schwierigkeiten, uns und anderen zu vergeben. Wir empfinden berechtigten Zorn, den wir nicht so schnell loswerden, weil wir uns unfair behandelt fühlen oder enttäuscht sind. Nicht selten hindern uns stets wiederkehrende negative Gedanken an Vergangenes daran, unsere innere Mitte zu finden. Dabei können wir die Vergangenheit nicht ändern, wohl aber die Gedanken über die Vergangenheit – indem wir vergeben.
Vergebung handelt weniger davon, andere Menschen zu befreien, indem wir ihnen nichts mehr nachtragen. Echte Vergebung befreit in erster Linie dich selbst, indem du dich aus der Spirale von negativen Gedanken oder Gefühlen entlässt. Und wenn du dich daraus wirklich befreit hast, hast du keinen Grund und kein Bedürfnis mehr, anderen etwas aus der Vergangenheit nachzutragen.
Somit profitieren du und dein Gegenüber gleichermassen.
Du weisst, dass die Vergebung vollendet ist, wenn du in der Lage bist, dem anderen Verständnis und Wärme entgegenzubringen und ihm/ihr reinen Herzens nur das Beste wünschst.
Nelson Mandela
Nelson Mandela schrieb über den Moment seiner Entlassung aus 27 Jahren Haft aufgrund seiner Bemühungen für Gleichstellung von schwarzen und weissen Bürgern Südafrikas: «Als ich aus der Tür trat, hin zum Tor, das mich zu meiner Freiheit führen würde, wurde mir bewusst, dass ich immer noch im Gefängnis bleiben würde, wenn ich die Verbitterung und den Hass nicht hinter mir lasse.»
Anstatt Rache zu nehmen, arbeitete Mandela mit südafrikanischen Politikern, durch die er gelitten hatte, zusammen, um seine Arbeit der Gleichstellung fortzusetzen. Mandela hatte erkannt, dass er seinen Schuldigern vergeben musste, um wirklich frei zu sein. Er sagte: «Vergebung befreit die Seele, sie löst die Furcht auf. Aus diesem Grund ist sie eine solche wirkungsvolle
Waffe.» Aus diesen Worten wird deutlich, dass nur Handlungen, die von Liebe und nicht von Furcht getrieben sind, nachhaltigen inneren und äusseren Frieden bringen. Ein Zeichen der Versöhnung setzte Mandela, als er einen seiner weissen Gefängniswärter zu seiner Einweihungsfeier als Präsident Südafrikas als Ehrengast einlud. Sicherlich ist das Ausmass von Mandelas Einsatz, seines Leids und seiner Fähigkeit zur Liebe und Vergebung aussergewöhnlich. Nichtsdestotrotz besitzen wir alle diese menschlichen Fähigkeiten zu Liebe, Verstehen und Vergeben.
Vergebung – so wie auch Mitgefühl – wird häufig missverstanden. Vergebung bedeutet nicht, unethisches und schädliches Verhalten gutzuheissen und meine Werte und Schützenden Grenzen aufzugeben. Vergebung ist weise, weil die vergebende Person verstanden hat, was die Person, die den anderen verletzt hat, bewegt hat, so zu handeln, und welche Ressourcen diese Person zu Einsicht und zu Rehabilitation hat. Vergebung geschieht nicht per Knopfdruck, sondern ist ein Prozess. Ein erzwungenes oder unterwürfiges «Es tut mir Leid», das aus Angst vor Verlust oder Bestrafung geschieht, hilft nicht, denn es hat nur das Ziel, das Gegenüber zu beschwichtigen. Echte Vergebung kann zwar die gleichen Worte beinhalten, entstammen aber einem persönlichen Bedürfnis, also aus freiem Willen und mit einer darauffolgenden Handlung zur Wiedergutmachung oder als symbolischer Akt: Sich tief in die Augen schauen, sich umarmen, wieder gemeinsam Lachen können, zusammen etwas Kochen, etwas gemeinsam unternehmen, etwas wieder herstellen …
Zum Verständnis von Vergebung gehört ein persönlicher innerer Prozess. Mitgefühl, also Empathie hilft uns, Verletzungen zu umsorgen und loszulassen – Schritt für Schritt. Wir alle müssen immer wieder erkennen, wie unglaublich gross die Energie und Macht von Wut oder ohnmächtigem Frust und anderen grossen Gefühlen sein kann. So können diese eine Dominanz entwickeln, dass wir zeitweilig vielleicht sogar die Kontrolle über unsere Worte oder Handlung verlieren. Das entschuldigt das Verhalten nicht, aber es hilft uns, unsere Fehlbarkeit anzuerkennen, zu vergeben und daraus zu lernen – immer wieder neu.
«Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen zu hassen. Die Leute müssen lernen zu hassen. Und wenn sie lernen zu hassen, können sie auch lernen zu lieben. Selbst in den dunkelsten Zeiten im Gefängnis, als meine Kameraden und ich grösste Not litten, sah ich manchmal die Menschlichkeit in den Augen eines Wärters, wenn auch nur für eine Sekunde, doch lange genug, um mir Sicherheit zu geben und mich aufrecht zu halten. Die Güte des Menschen ist eine Flamme, die manchmal verborgen ist, doch niemals erlöschen kann.» (Nelson Mandela: Der lange Weg zur Freiheit)
Inspiriert durch meinen ehemaligen Dozenten Felix Jäggi
Folge 7: Exekutive Funktionen – unsere Kapitätnin
Die exekutiven Funktionen sind wie das „Cockpit“ im Gehirn – sie steuern unser Denken, Fühlen und Handeln. Sie helfen Kindern (und auch Erwachsenen), sich selbst zu organisieren, Impulse zu kontrollieren und flexibel zu denken. Diese Fähigkeiten entwickeln sich in der Kindheit und sind entscheidend für schulischen und sozialen Erfolg. Kinder mit gut entwickelten exekutiven Funktionen können besser lernen, besser mit Frust umgehen und ihre Aufmerksamkeit gezielter steuern. Ohne exekutive Funktionen können wir unser Verhalten kaum an neue Situationen anpassen.
Gemäss neusten Studien weiss man heute, dass gut ausgebildete exekutive Funktionen ein grösserer Faktor für schulische Erfolge darstellen, als ein gute IQ. Das gute dabei ist, dass die exekutiven Funktionen trainiert werden können.
Laut dem FEX-Ansatz (vergl. Buchtipp der Folge) unterscheiden wir drei zentrale Bereiche der exekutiven Funktionen:
1. Arbeitsgedächtnis: Informationen im Kopf behalten und damit „arbeiten“.
Beispiel: Ein Kind hört eine Aufgabe mit mehr als einem Teilschritt und weiss auch nach dem ersten Schritt noch, was es tun soll.
2. Inhibition (Impulskontrolle): Unüberlegte Handlungen unterdrücken und überlegter reagieren.
Beispiel: Nicht gleich dazwischenrufen, wenn man etwas sagen möchte, sondern aufstrecken.
3. Kognitive Flexibilität: Umdenken können, wenn etwas nicht wie geplant funktioniert.
Beispiel: Eine neue Strategie ausprobieren, wenn der erste Versuch gescheitert ist.
Kinder kommen nicht mit vollständig entwickelten exekutiven Funktionen zur Welt – sie wachsen mit der Zeit, brauchen aber gezielte Unterstützung. Diese Entwicklung kann bis über die Pubertät dauern. Diese Fähigkeiten sind wichtige Grundlagen für selbstständiges Lernen, gute Beziehungen und auch seelisches Wohlbefinden.
Kinder mit starken exekutiven Funktionen …
– bleiben bei Aufgaben.
– können sich konzentrieren.
– handeln überlegt statt impulsiv.
– lernen aus Fehlern.
Kinder mit schwächer entwickelten exekutiven Funktionen …
– sind schnell abgelenkt.
– handeln oft unüberlegt.
– haben Mühe, Anweisungen zu behalten.
– können sich schwer auf Neues einstellen.
Wie können die exekutiven Funktionen gestärkt werden?
In der Schule:
Routinen und Struktur geben Sicherheit: Klare Tagesabläufe helfen beim Planen und Erinnern.
Bewegungsspiele wie „Stopp-Tanz“ oder „Simon sagt“: Fördern Impulskontrolle und Aufmerksamkeit.
Aufgaben in kleine Schritte unterteilen: Unterstützt das Arbeitsgedächtnis.
Fehlerfreundliches Klima schaffen: Ermutigt zum flexiblen Denken und Ausprobieren.
Kinder zum Reflektieren anregen: Was hat gut geklappt? Was mache ich beim nächsten Mal anders?
Zu Hause:
Gemeinsam planen (z. B. Wochenplan oder To-Do-Liste): Fördert Organisation und Verantwortungsgefühl.
Spiele wie Memory oder Uno: Trainieren Gedächtnis, Impulskontrolle und Perspektivwechsel.
Gefühlsampel oder „Stop-Denk-Mach“-Karten: Helfen beim Innehalten und Überlegen.
Lob für überlegtes Verhalten statt nur für Ergebnisse: Stärkt die Selbststeuerung nachhaltig.
Folge 3: ADHS: Bauer oder Jäger, was bist du?
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die sich durch Aufmerksamkeitsprobleme, Impulsivität und/oder motorische Unruhe (Hyperaktivität) auszeichnet. Man unterscheidet drei Haupttypen:
-
Vorwiegend unaufmerksamer Typ (ehemals „ADS“)
-
Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ
-
Kombinierter Typ
Typische Beobachtungspunkte im Schulalltag
Lehrpersonen beobachten bei Kindern mit ADHS häufig:
Aufmerksamkeit und Konzentration
-
Häufiges Abschweifen, „Tagträumen“ oder Verpassen von Arbeitsanweisungen
-
Schwierigkeiten, Aufgaben bis zum Ende durchzuhalten
-
Leicht ablenkbar durch äußere Reize oder innere Impulse
Impulsivität
-
Platzt mit Antworten heraus, ohne sich zu melden
-
Unterbricht andere, Schwierigkeiten zu warten
-
Überreagiert emotional, Frustrationstoleranz ist gering
Hyperaktivität
-
Zappelt auf dem Stuhl, steht häufig auf
-
Rennt oder klettert in unpassenden Situationen
-
Redet übermäßig viel oder „wie ein Wasserfall“
In der Schule treten oft Probleme auf, die folgendermassen beobachtet werden können. Es kann bei normaler oder sogar überdurchschnittlicher Intelligenz zu Lernproblemen führen. Aus Grund kann in diesem Bereich sein, dass die exekutiven Funktionen bei Kindern mit ADHS schwach ausgebildet sind. Ausserdem können Kinder verhaltensauffällig werden. So kann es immer wieder zu Schwierigkeiten und Konflikten führen. Insbesondere die fehlende Impulsivität macht es manchmal schwer eine gewinnbringende Beziehung aufzubauen. Dies kann bis zu sozialer Isolation führen. Kinder mit einem ADHS haben oft einen tiefen Selbstwert. Glaubenssätze wie: „ich bin halt der Störer“ können so aufgebaut werden. Zudem kann die Diagnose ADHS zu erhöhtem Stress für alle Beteiligten führen (Kinder, Eltern und Schule).
ADHS ist eine klinische Diagnose, die auf mehreren Informationsquellen beruht (Schule, Eltern, Kind). Es gibt keinen einzelnen Test, der ADHS eindeutig nachweist. Meist werden von den verschiedenen Parteien Fragebogen ausgefüllt, die anschliessend von einer Fachperson ausgewertet werden.
-
ADHS-Symptome sind unspezifisch – viele andere Faktoren können ähnliche Auffälligkeiten verursachen.
-
Symptome müssen über einen längeren Zeitraum (mind. 6 Monate) und in mehreren Lebensbereichen auftreten.
Mehrere Kriterien, welche auf ein ADHS hindeuten könnten, können auch einen ganz anderen Hintergrund haben. Folgende „Dinge“ sehen wie ADHS aus, sind es aber nicht: chronischer Schlafmangel, Stress, traumatische Erfahrungen, Hochbegabung, Autismus-Spektrum-Störung, Depressionen, Angststörungen, übermässiger Medienkonsum und noch einige mehr.
Wenn du Verdacht auf ein ADHS bei dir oder deinem Kind / nahestehender Person hast, rate ich dir an, dich an eine Fachperson zu wenden. Viele Informationen, insbesondere auf Instagram oder TikTok sind oft nicht wissenschaftlich belegt.